von Oliver Flanz

MINDMAPPING

Mindmapping

Wir leben Beziehungen heute in der Regel sehr dynamisch und unbewusst. Wir sind nicht gewohnt, viel Zeit darin zu investieren, intensiv über die Menschen in unserem Umfeld nachzudenken. Darum fällt es uns oft schwer, in einem Gespräch spontan Anknüpfungspunkte für das Evangelium zu finden – wir kennen die Menschen in unserem persönlichen Umfeld einfach nicht gut genug.

Jesus war bereit sehr krasse Prioritäten zu setzen, um Menschen kennenzulernen und von ihnen zu erfahren, wo sie seine Hilfe, Liebe und Gegenwart brauchen. Ein Beispiel dafür ist die Begegnung mit der blutflüssigen Frau in Lukas 8. Die Art wie Jesus hier seine Priorität setzt, ist für uns auf den ersten Blick schockierend. Aber genau so lernt er diese Frau kennen. Lies es einmal nach.

Nimm über das Mindmapping einen Menschen bewusst und intensiv wahr:

  1. Nimm dir einen Zettel und schreibe einen Namen in die Mitte. Das kann der Name eines Freundes oder eines anderen Menschen aus deinem persönlichen Umfeld sein. (Da es hier darum geht, einen Anknüpfungspunkt für das Evangelium zu finden, sollte es sich um einem Menschen handeln, der Jesus nicht kennt. Du kannst diese Methode aber auch dazu benutzen, um deine Freunde besser kennenzulernen und deine Lebensbeziehungen bewusster zu gestalten.)

  2. Beginne nun mit einem Gebet. Bitte Jesus, dich zu leiten, dein Herz vor Oberflächlichkeit und Überheblichkeit zu bewahren und dich in deiner Liebe und deinem Interesse zu diesem Menschen wachsen zu lassen.

  3. Dann schreibe um den Namen erst einmal die verschiedenen Bereiche seines Lebens auf (z.B. Familie, Freunde, Beruf, Schule, Hobbys, Ziele, Ängste, Glaube, Religion, Werte, kulturelle Prägungen, Sehnsüchte…). Verbinde diese Bereiche durch eine Linie mit dem Namen in der Mitte.

  4. Um die Bereiche herum notiere nun Dinge, Menschen, Situationen oder Erfahrungen, die mit diesem Bereich zu tun haben. Stelle durch Linien dabei immer wieder Verbindungen her. Du wirst feststellen, dass manche Dinge mit mehreren Bereichen verbunden sein können. (Ein Mensch kann zum Beispiel ein großes eigenes Sicherheitsbedürfnis haben, dass dir als eigener Bereich (Sehnsucht) auffällt. Plötzlich stellst du aber fest, dass seine Berufswahl (z.B. Polizist) mit dieser Sehnsucht verbunden ist (verbinde also die Bereiche „Sehnsucht“ und „Beruf“). Beim weiteren Betrachten der Person fällt dir plötzlich auf, dass dieser Mensch auch in Bezug auf seine Kinder zu einem hohen Sicherheits- und Schutzbedürfnis neigt (verbinde also auch die Namen der Kinder aus dem Bereich „Familie“ mit seiner Sehnsucht). So lernst du die Person immer tiefer kennen.

  5. Ergänze immer weitere Beobachtungen. Notiere besondere Beobachtungen auch auf den Verbindungslinien. Nach und nach stellst du so, wie ein Detektiv, ein Netzwerk her. Mach dir immer bewusst: Was du aufzeichnest, ist nicht die Person selbst, sondern nur „deine“ Perspektive auf sie, die von deinen Erfahrungen mit ihr geprägt ist. Dennoch wirst erleben: Durch die bewusste Beschäftigung mit dieser Person wirst du sie immer besser kennenlernen und dir werden immer neue Erkenntnisse über diesen Menschen auffallen.

  6. Halte von Zeit zu Zeit inne und nimm einmal bewusst wahr, was du noch nicht über diesen Menschen weißt. So kannst du blinde Flecken über die Person in einem nächsten Gespräch ansprechen und Fragen stellen, die dir helfen, sie besser und bewusster kennen zu lernen. (Du kannst zum Beispiel fragen: „Mir ist die Tage aufgefallen, wir haben uns noch nie darüber unterhalten, was du einmal mit deinem Leben machen willst. Hast du so etwas, wie einen Traum vom Leben?“ Oder: „Nach unserem letzten Gespräch musste ich noch lange darüber nachdenken, was du über den Tod deines Vaters erzählt hast. Du hast ihn so früh verloren. Ich habe mich gefragt, ob dich der Verlust sehr geprägt hat und ob du ihn immer noch manchmal vermisst?“) So ein „Nachgehen“ sollte in einer Freundschaft nicht merkwürdig sein. Es zeigt deinem Gegenüber vor allem eines: Dein Interesse an ihm!

  7. Nimm dir nach Gesprächen oder Begegnungen immer wieder mal deine Mindmap zur Hand und ergänze neue Beobachtungen und Erkenntnisse über diese Person. Scheue dich aber auch nicht, alte Notizen zu verbessern und deine Perspektive durch neue Beobachtungen korrigieren zu lassen. Es geht nicht darum „Recht zu haben“, sondern deine Freunde besser kennenzulernen.

  8. Stell dir aber auch immer wieder die wichtigste Frage: Wo gibt es im Leben dieses Menschen Anknüpfungspunkte für das Evangelium? Wo würde Jesus hinschauen? Was würde er ansprechen?
    (Um die Beispiele von oben aufzunehmen: Welche Sehnsucht will Jesus stillen? Welche Sicherheit will er schenken? Wo will er eine neue Perspektive aufzeigen oder einen Verlust ausfüllen?)
    *

* Du kannst dir zu diesen Thema auch noch einmal das Trainingsvideo zu den Anknüpfungspunkten anschauen. Hier lernst du, zu einem Lebensthema den entsprechenden Bezugspunkt im Evangelium zu entdecken: https://youtu.be/Gzo32OgZEyE

 

Triff dich einmal „ganz bewusst“ mit einem Menschen:

Probieres es einmal aus. Erstelle zu einer Person aus deinem Umfeld eine Mindmap und verabrede dich anschließend mit ihr. Nimm all deine Beobachtungen und Fragen (innerlich) mit. Vielleicht wirst du erleben, dass du im Gespräch viel bewusster bei deinem Gegenüber bist und interessierter zuhören wirst als sonst.

Am Ende geht es darum, unsere Beziehungen bewusster zu leben und die Menschen in unserem Leben bewusster wahrzunehmen. Wenn du das trainierst, wird es dir nicht nur helfen, Anknüpfungspunkte fürs Evangelium zu finden, du wirst auch ein besser Freund und aufmerksamerer Zuhörer werden.

Jesus segne dich.
Sei ein Unterschied.